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Fünfe gerade sein lassen – warum Regeln manchmal warten dürfen

Eine kleine Geschichte über Kinder, Freiheit und Vertrauen.

Content Note:
Dieser Text erzählt von einem Abend, an dem Regeln für einen Moment zweitrangig werden –
und davon, warum das manchmal genau das Richtige ist.


Die Szene

Es ist spät.
Später, als es eigentlich sein sollte.
Sam läuft mit leuchtenden Augen zwischen Fackeln, Holzständen und Dudelsackmusik hin und her.
Ein Mittelaltermarkt, Menschen lachen, Brotduft liegt in der Luft,
und irgendwo tanzt ein Jongleur im Feuerschein.

Normalerweise wäre jetzt Schlafenszeit.
Zähneputzen, Bett, Gute-Nacht-Geschichte –
das übliche Ritual, das den Tag abrundet.

Aber heute nicht.
Heute darf das Leben länger dauern.

Ich sehe ihm zu,
wie er mit einem Holzschwert in der Hand in die Dunkelheit lacht,
als wäre sie gar keine.

Nein, dies ist nicht Sam und nein, für dieses Bild war kein Kind so nah am Feuer,
falls jemand meckern möchte (KI-generiertes Bild), dient als Symbolbild

Der Gedanke

Erziehung lehrt uns, konsequent zu sein.
Kinder brauchen Struktur, Sicherheit, Wiederholung –
und das stimmt.

Aber manchmal vergessen wir,
dass sie auch Erinnerungen brauchen.

Nicht nur Ordnung.
Nicht nur Routine.
Sondern diese Abende,
an denen die Zeit stillsteht
und das Leben sich einfach richtig anfühlt.


Das Gespräch

„Papa, ich bin gar nicht müde.“
„Ich weiß.“
„Aber es ist schon dunkel.“
„Ich weiß.“
„Dürfen wir trotzdem noch gucken?“

Ein kurzer Moment Stille.
Die Stimme im Kopf, die sagt:
„Kinder brauchen Schlaf.“
Und die andere, die leise antwortet:
„Ja, aber sie brauchen auch Abenteuer.“

Also nicken wir.
Noch eine Runde.
Noch ein Lachen.
Noch ein kleines Stück Leben.


Zwischen Verantwortung und Vertrauen

Ich weiß, dass Schlaf wichtig ist.
Dass am nächsten Morgen Müdigkeit wartet.
Aber ich weiß auch:
Er ist bei mir.
Er ist sicher.
Er erlebt etwas, das keine App, kein Fernseher oder der triste Alltag in den heimischen vier Wänden je ersetzen könnten.

Und manchmal ist das wichtiger
als jede Bettzeit der Welt.


Warum ich das schreibe

Weil Erziehung oft klingt wie Kontrolle.
Aber in Wahrheit geht es um Vertrauen.
Darum, zu wissen, wann man festhält –
und wann man loslässt.

Kinder lernen von Regeln,
aber sie wachsen an Momenten,
in denen man sie für einen Augenblick vergisst.


Sanfte Einladung

Lass sie manchmal länger wach bleiben.
Lass sie matschig werden, laut sein,
oder einfach nur glücklich.

Sie werden sich nicht an die Tage erinnern,
an denen sie pünktlich im Bett waren –
sondern an die,
an denen sie spürten,
dass das Leben schön ist.


Fußnote an mich selbst

Regeln geben Halt.
Aber Liebe gibt Richtung.
Und manchmal führt sie dorthin,
wo fünf gerade sind
und das Herz im Takt eines Dudelsacks schlägt.

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