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Süßer Rauch – bittere Wahrheit

Eine Geschichte über Einweg-Vapes, Verantwortung und die Sucht nach Leichtigkeit.

Content Note:
Dieser Text berührt Themen wie Sucht, Umweltverschmutzung, Verantwortung und Selbsttäuschung.
Er ist keine Moralpredigt – nur der Versuch, das Offensichtliche leise auszusprechen.


Die Szene

Ein Abend, irgendwo in der Stadt.
Eine junge Frau steht an der Bushaltestelle,
zieht an einer kleinen, rosafarbenen Vape.
Es duftet nach Melone, fast nach Kindheit.
Süß. Harmlos. Sommerlich.

Der Rauch verfliegt, die Hülle landet im Mülleimer.
Ein kurzer Moment der Entspannung,
ein kleiner Blitz aus Zucker und Nebel.
Und dann – nichts.

Doch die Batterie glüht weiter.
Unter der Oberfläche.
Wie vieles, das wir achtlos wegwerfen.


Der Gedanke

Wir leben in einer Welt,
in der selbst der Dampf noch ein Produkt ist.

Er riecht nach Kaugummi,
fühlt sich nach Pause an,
und verspricht: „Nicht so schlimm wie das andere.“

Aber die Wahrheit ist nie im Geschmack,
sondern in der Gewohnheit.
In dem, was bleibt,
wenn der Dampf sich gelegt hat.


Das Muster

Wir sind Meister:innen darin,
Gefahren hübsch zu verpacken.

Schuldgefühle in Pastellfarben,
Sucht in Einwegform.
Wir sagen: „Besser als Zigaretten.“
Und meinen: „Ich will nicht nachdenken.“

Denn Nachdenken ist unbequem.
Rauchen dagegen – simpel.
Es beschäftigt die Hände,
und beruhigt für den Moment
das, was in uns tobt.


Die Parallele

Einweg-Vapes sind kein Symbol für Freiheit,
sondern für Vergessen.

Sie zeigen, wie wir mit Dingen umgehen,
die uns kurzfristig guttun
und langfristig zerstören.

Wie wir Verantwortung outsourcen,
an Hersteller, an Gesetze, an „die Politik“.
Als würde das den Rauch unschädlicher machen.

Aber der Dampf bleibt in der Luft,
die Batterien im Müll,
und die Ausreden in uns.


Die Gesellschaft

Wir reden über Recycling,
während wir wegwerfen.

Wir sagen „Nachhaltigkeit“,
und meinen „Bequemlichkeit“.

Wir wissen, dass Lithium brennt,
dass Lungenzellen entzündet werden,
dass das „leichter Atmen“ eigentlich
nur ein anderes Ersticken ist –
langsamer, duftender, bunter.

Und trotzdem scrollen wir weiter,
kaufen neu, atmen tief.


Warum ich das schreibe

Weil kaum jemand über Rauch redet,
wenn er süß schmeckt.

Weil Verantwortung heute
nicht mehr nach Reue klingt,
sondern nach Marketing.

Und weil es vielleicht Zeit ist,
zuzugeben,
dass es nie um Genuss ging –
sondern um Kontrolle.
Über den Stress,
über das Leben,
über das Gefühl,
irgendwie dabei zu sein.


Sanfte Einladung

Vielleicht brauchen wir weniger Rauch,
und mehr Atempausen.

Vielleicht ist das Verbot
kein Verlust,
sondern eine Erinnerung:
dass echte Freiheit
nicht dampft,
nicht glitzert,
nicht duftet.

Sondern still ist.
Wie ein Luftholen,
das nichts verschleiern muss.


Fußnote an mich selbst

Ich will Dinge, die bleiben.
Nicht solche, die sich in Luft auflösen.

Ich bin Raucher – ja.
Aber selbst das gibt mir kein Recht,
mehr Müll zu produzieren,
nur weil man ihn in Bonbonfarben verkauft.

Ich verstehe, warum Menschen vapen.
Aber manchmal sind Ausreden
nur ein anderer Rauch –
unsichtbarer, aber genauso giftig.

Unnötiger Müll,
durch wiederaufladbare Akkus,
die in meiner Computermaus
besser aufgehoben wären –
oder in meinen Taschenlampen,
statt in der Lunge einer Wegwerfidee.

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