Wie viel Vertrauen darf ein Mensch kosten?
Grenzen zwischen Blindheit & Mut erkennen – Vertrauen hat Wert, aber auch Preis.
Es fängt selten mit Verrat an.
Meist mit einem kleinen Zweifel.
Einem Satz, der hängen bleibt.
Einem Gefühl, das du wegschiebst,
weil du glauben willst, dass du sicher bist.
Dass du diesmal richtig vertraut hast.
Vertrauen ist ein Wagnis.
Und genau das macht es so kostbar.
Denn jedes Mal, wenn wir es schenken,
geben wir etwas her,
das wir nicht unbegrenzt besitzen:
Zugang.
Nähe.
Zeit.
Wir öffnen Türen,
die nicht jeder zu sehen bekommt.
Und wir hoffen, dass niemand durchläuft,
um sich selbst darin zu verstecken.
Doch manchmal –
tun sie es trotzdem.
Menschen, die nehmen,
weil sie können.
Nicht aus Bosheit,
sondern aus Unfähigkeit,
den Wert eines offenen Herzens zu begreifen.
Dann kostet Vertrauen plötzlich mehr,
als wir bezahlen wollten.
Und doch wäre es falsch,
deshalb aufzuhören zu glauben.
Blindes Vertrauen macht verletzlich –
aber gar keines macht einsam.
Zwischen diesen beiden Polen
liegt das Erwachsensein:
das Wissen, wann du gibst,
und wann du bewahrst.
Wann du sagst: „Ich glaube dir“,
und wann du sagst: „Zeig es mir.“
Vertrauen ist kein Rabattartikel.
Es ist kein Beweis deiner Güte,
wenn du es jedem anbietest.
Und kein Beweis deiner Kälte,
wenn du es schützt.
Es ist eine Entscheidung.
Jedes Mal aufs Neue.
Und manchmal kostet sie Mut.
Manchmal Demut.
Manchmal dich selbst.
Fußnote an mich selbst:
Ich will nicht misstrauisch leben,
aber auch nicht blind lieben.
Vielleicht ist Vertrauen das,
was bleibt,
wenn die Angst gegangen ist –
und der Mut noch nicht.

