Wenn du dich verloren fühlst – geh los (auch ohne Karte)
Content Note: Dieser Text spricht über Überforderung, Orientierungslosigkeit, Selbstzweifel. Keine detaillierten Krisenbeschreibungen. Lies achtsam.
Die Szene
Eine schnelle Welt, dauernd Meinungen, dauernd Vergleiche.
Heute voller Energie – morgen leer.
Mal scheint alles möglich, mal alles sinnlos.
Und dann dieser Moment: Passiert bei mir überhaupt etwas?
Von innen sieht Fortschritt oft aus wie Stillstand.
Das ist normal. Und menschlich.
Warum dieser Text
Weil „losgehen“ kein Gefühl ist, sondern eine Entscheidung in kleinen Schritten.
Weil niemand die ganze Strecke kennt – nur den nächsten Meter.
Und weil Irrwege keine verlorene Zeit sind, sondern gesammelte Richtung.
Ein Kollege fragte einmal: „Was tust du, wenn du plötzlich mitten in einem Wald aufwachst?“
Antwort: „Ich laufe los.“
Nicht, weil die Richtung sicher ist – sondern weil Bewegung Information bringt.
Erst im Gehen zeigt sich der Weg.
Drei leise Einsichten
1) Orientierung entsteht unterwegs.
Klarheit ist oft eine Folge, nicht die Voraussetzung von Bewegung.
2) Fehler sind Wegweiser.
X Mal falsch abbiegen heißt nicht „versagt“, sondern „X Richtungen ausgeschlossen“.
3) Klein gewinnt.
Nicht der große Plan trägt, sondern die kleinen, wiederholbaren Schritte, die auch an schwachen Tagen gehen.
Mini-Übungen für heute (10–15 Minuten)
Der 10-Minuten-Kompass (Schreiben)
- Stelle einen Timer.
- Überschrift: „Was ist gerade wahr?“
- Schreibe 10 Minuten ohne Punkt und Komma: Was beschäftigt, was zieht Energie, was gibt Energie?
- Markiere anschließend 1 Satz, der dich ruft. Daraus wird dein nächster Schritt.
3×5-Methode (Mikro-Fortschritt)
- 5 Minuten Ordnung: Ein Fach, ein Stapel, ein Tab.
- 5 Minuten Bewegung: Dehnen, Treppe, kurz raus.
- 5 Minuten Fokus: Eine winzige Aufgabe komplett beenden.
Fertig ist ein kleiner Tag im Mini-Format.
Der Wald-Test (Entscheiden)
- Frage dich: „Wenn ich im Wald wäre – welcher erste Schritt wäre eindeutig nicht falsch?“
- Tu den neutral sicheren Schritt (z. B. Wasser trinken, Mail beantworten, 20 Minuten an einem Text).
- Notiere danach: „Was hat sich gezeigt?“ – Informationen kommen durchs Tun.
Energie-Inventur (Körper)
- Hand aufs Brustbein, 4 Takte ein, 6 Takte aus – 8 Atemzüge.
- Spüre: Kopf | Brust | Bauch | Füße.
- Frage: „Was wäre heute eine freundliche Entscheidung für meinen Körper?“
Triff eine!.
Vergleichs-Diät (Kopf aufräumen)
- Eine App für heute stummschalten.
- Füttere stattdessen 10 Minuten Echt-Input: Buchseite, Podcast-Kapitel, Stille.
- Satz zum Merken: „Ich kenne 5 % ihrer Geschichte, 100 % meiner.“
Starter-Ideen (wenn du gar nicht weißt, womit)
- 100 Wörter schreiben – nicht gut, nur wahr.
- Ein Glas Wasser & ein Apfel – zuerst Körper, dann Kopf.
- 10 Dinge aussortieren. Leichtigkeit ist spürbar.
- Eine Nachricht: „Ich denke an dich.“ Verbindung vor Perfektion.
- 20-Minuten-„No-Goal“-Spaziergang – ohne Ziel, nur Schritte.
- Eine Rechnung, ein Formular, ein „Öh-Thema“ erledigen.
- 15 Minuten an einem Projekt. Wecker stellt die Kante.
Kleine Landkarte: Start → Richtung → Kurskorrektur
Start-Check (2 Fragen)
- Habe ich heute gegessen, getrunken, geschlafen?
- Was ist die kleinste nächste Handlung, die ich sicher schaffe?
Richtungs-Check (2 Fragen, nach 30–60 Minuten)
- Fühlt es sich leichter oder schwerer an?
- Welche neue Information habe ich durch das Tun bekommen?
Kurskorrektur (1 Satz)
- „Weil ich X gelernt habe, mache ich als Nächstes Y.“
So wird aus „Plan“ Navigation.
Sanfte Einladung
Heute kein Neustart des Lebens.
Nur ein kleiner Schritt, der abends noch da ist.
Morgen wieder einer. Dann noch einer.
So sehen Wege aus, die halten.
Fußnote an mich selbst
Ich darf lost sein und trotzdem losgehen.
Richtung ist ein Verb.
Hinweise & Hilfe
Dieser Blog ersetzt keine Therapie und stellt keine Diagnosen.
- Akut in Deutschland: Notruf 112.
- TelefonSeelsorge (24/7, anonym): 0800 111 0 111 · 0800 111 0 222
- Nummer gegen Kummer (für Kinder & Jugendliche): 116 111 (Mo–Sa)
- Ärztlicher Bereitschaftsdienst: 116 117
Wenn es schwer bleibt: Bitte sprich mit Fachpersonen oder vertrauten Menschen. Du musst das nicht allein tragen.

